Uni-Kino-Film „Affaire Blum“ setzt sich mit einem Justizskandal aus der Weimarer Zeit auseinander
Mit dem Film der Uni-Kino-Reihe „Affaire Blum“ im Roxy-Kino wurde das Thema der diesjährigen Universitätstage „Auf dem Weg nach Weimar? Demokratie und Krise“ passend eingeläutet.
Zahlreiche Interessierte waren gekommen, um sich mit dem Film und der anschließenden Podiumsdiskussion mit Beiratsmitglieder der Helmstedter Universitätstage Dr. Kai Langer als Moderator, Dr. Claus Löser als Filmkritiker und Prof. Dr. Stepan Meder als Rechtshistoriker in die Zeit der Weimarer Republik zurück zu versetzen und aktuelle Bezüge zur Gegenwart herzustellen.
Die „Affaire Blum“ ist ein von der DEFA produzierter Film aus dem Jahr 1948. Die Handlung basiert auf einem Roman von Robert Stemmle, Erich Engel führte Regie. Der Film schildert einen Justizskandal, der sich 1925/26 in Magdeburg ereignet hat.
Filmkritiker Löser erklärt, dass der Filmregisseur Engel im Westen gelebt, aber im Osten gearbeitet hat. Auch zahlreiche Schauspieler, die in der „Affaire Blum“ mitgewirkt haben, sind später in den Westen gegangen, um dort zu arbeiten. Ein Beispiel ist Werner Peters, der später die Hauptrolle in dem legendären Film „Der Untertan“ besetzte. „Die Monarchisten waren nach dem 1. Weltkrieg mit der sozialdemokratischen Regierung nicht einverstanden. Durch die Reparationen, die gezahlt werden mussten, entstanden Spannungsfelder. Die Wirtschaftskrise wurde den Sozialdemokraten zugeschoben und die Justiz war weiterhin wilhelminisch geprägt und weniger demokratisch. Das Obrigkeitsdenken herrschte weiterhin vor“, veranschaulich der Rechtshistoriker Prof. Dr. Meder.
Der 109-minütige macht das das Publikum betroffen und ergriffen zugleich, was sich in der anschließenden Diskussionsrunde widerspiegelt: Woher kommt der Hass gegen das Judentum? Der Film ist eine Warnung kritischer zu sein, dass gilt auch für die aktuelle Zeit.
Diskutiert wird die Frage, ob Parallelen zwischen der Weimarer Republik und der Gegenwart bestehen. „Heute bestehen keine Weimarer Verhältnisse in Deutschland. Es gibt Muster, die eine allgemeine Gültigkeit haben. Dazu gehören Voreingenommenheit, insbesondere gegen Minderheiten sowie Polarisierungen nach Links oder Rechts“, führt Prof. Dr. Meder aus. Kritisch sei auch der Popularitätsverlust der großen Volksparteien zu betrachten. Als Warnung aus der Weimarer Zeit sei der Begriff „Auf dem rechten Auge blind“ zu betrachten. Meder berichtet von den Schicksalen der real existierenden im Film dargestellten Protagonisten. Dabei werden ergreifende Berichte von Suizid, Rehabilitation, spätere Zugehörigkeit zur NSDAP oder dem Verschwinden von Menschen besprochen.
Filmkritiker Dr. Löser führt zum Film aus, dass er durch seine Schlichtheit besondere Akzente setzt, die die Dramaturgie noch unterstreichen. So wird z. B. die Filmmusik nicht als stilistisches Mittel gebraucht. Der Film „Affaire Blum“ gehört zu 50 bestbesuchten Filmen. Er hat es insgesamt auf 4,3 Millionen Besucher gebracht und wurde sogar zur Zeit des Kalten Krieges 1958 im öffentlichen Fernsehen ausgestrahlt.
Die Uni-Kino-Reihe wird am 7. August mit dem Dokumentarfilm „Alles andere zeigt die Zeit“ von Andreas Voigt aus dem Jahr 2015 fortgesetzt. Weitere Informationen können auf der Internetseite <link http: www.universitaetstage.de>www.universitaetstage.de eingesehen. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.